transpyr-2015: Tag 4

Spanien

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Nach dem Aufstehen in Larrau

Als Boxi und ich uns nach dem Frühstück die Passstraße bergan in Bewegung setzten, konnte ich einen ganzen Pulk Gleitschirme ausmachen. Unsere Mitstreiter hatten offenbar auch den Orhi als geeigneten Startberg ausgemacht und glitten nun von einer ca.8km entfernten Ridge zu uns ab.

Zu einem Zusammentreffen sollte es aber erst später kommen, da es das Schicksal in Form einer netten französischen Familie, samt geräumigem Kombi, offenbar gut mit uns meinte.

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kurz vorm Pass des Orhi

Zehn Minuten später erreichten wir den Pass und gut eine Stunde danach war, wie von Zauberhand, ein Großteil der Gruppe wieder beisammen.

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Zusammenkunft am Ohr, 100m vom Start

Es sah perfekt aus. Bei einem Blick nach Norden war klar, dass wir uns wohl auf dem Hauptkamm der Pyrenäen befinden müssten. Zur Linken tief hängende, graue Wolken, zur Rechten stahlblauer Himmel. Ca. 100m vom Pass legten wir in einer perfekt angestrahlten Süd-Ostflanke aus und als Tagesziel wurde Candanchu, ein in einem 40km entfernten Hochtal gelegener Skiort, ausgemacht.

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Boxi nach dem Start: Unterwegs Richtung Candanchu

Nach dem Start ging es zunächst recht zäh dahin und schon wenige Kilometer weiter landete ich ca. 400hm unterhalb unserer Ridge ein. Immer noch topmotiviert folgte nun ein flotter Fußmarsch bei brütender Hitze und ca. eine Stunde später startete ich erneut. Die Bedingungen waren nun deutlich besser. Die nächsten 20km arbeitete ich mich bei guten Steigwerten, viel Westwind, dabei allerdings mäßiger Basis, nach Osten vor. Als eine relativ große Talquerung anstand, sprang ich auf eine vorgelagerte, niedrig gelegenere Ridge, die ich, da vom Talwind unterstützt, entspannt ostwärts weiterreiten konnte. Irgendwann legte der Wind derart zu, dass an ein Zentrieren der Bärte kaum mehr zu denken war. Etwa im oberen Drittel einer Querrippe konnte ich am Talschluss einlanden. Kurzerhand warf ich mir den Schirm über die Schulter und spurtete durchs Geröll 150hm nach oben. Am Grat angekommen war unklar, welche Richtung besser zu starten wäre, da Wind aus Ost und West anstand. Ob der fortgeschrittenen Uhrzeit entschied ich mich nach Nordwesten raus zu starten. Nachdem der etwas biestige Leebart bezwungen war, machte ich mich an der Basis gen Osten weiter. Vor mir lag ein weites, wildes Tal, umrahmt von markanten, hohen Felsmassiven.

Die App sagte mir, Candanchu sei gerade mal 15km entfernt, allerdings hatte ich keinen Plan, wohin es genau zu fliegen galt. Von den Anderen gab’s keine Spur und das vor mir liegende Gelände war völlig unübersichtlich. Nachdem der Wind nochmals kräftig zugenommen hatte, meine Orientierungslosigkeit immer größer wurde und damit einhergehend die fliegerische Motivation gegen Null sank, vernichtete ich mit einer satten Spirale 1200hm und landete vor einem vollbesetzten Ausflugslokal ein. Gerade aus dem Gurtzeug geschält, bot sich auch schon eine Mitfahrgelegenheit in den nächstgelegenen Ort an. Leicht demotiviert legte ich in der Ortsmitte von Izaba meinen Schirm zusammen, als ich glaubte, eine Fatamorgana erkennen zu müssen. Doch in vollster Leibhaftigkeit stand vor mir……der Schaberl Michi!

Der Tag war gerettet!

Dank Michis grandiosem Spanisch, seinem unglaublichen, bajuwarischen Esprit, acht überaus reizvollen Spanierinnen (im Zusammenhang mit jeder Menge verteilter Besos) und letztlich zweier hilfsbereiter Straßenarbeiter gelang es uns, ca. 100km um das vor uns gelegene Bergmassiv drum rum zu trampen. Gegen 22 Uhr und einige San Miguel später, erreichten wir dann auch schon Candanchu.

Was ich von diesem Tag mitnahm: Es wäre äußerst hilfreich die Landessprache zu beherrschen, am besten nur noch mit Michi trampen und vorallem würde ich mich nun eingehend mit der Goto-Funktion meines GPS‘ beschäftigen!

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